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Von der Versuchsanstalt aufs Kartoffelfeld?

Die Walze besteht aus zwei Teilen. Sie sehen aus wie Kegel. Sie sind in einen Rahmen eingebaut. Die Walze kann rollen.

Hohenheimer Furchenwalze, nach 1830. Inv.nr. 19/178, im Museum seit April 2019. Schenkung von Wilhelm Geymann, Unterampfrach. (Foto: Markus Rodenberg)

Ackerwalzen gehören zu den wichtigsten Geräten der Bodenbearbeitung. Nach dem Pflügen werden grobe Erdschollen mit einer Walze zerkleinert – als Zwischenschritt, bevor die Erde mit einer Egge noch feiner zerkrümelt wird. Nach der Aussaat kommt die Walze erneut zum Einsatz: Der Boden wird wieder leicht verdichtet, um Hohlräume zu verkleinern und so eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit zu erzielen. Außerdem ist die Saat so besser gegen Erosion und Fraß geschützt.

Diese Walze hat eine ungewöhnliche Form: Sie ist kurz und gedrungen, und statt eines durchgehenden Zylinders besteht sie aus zwei kegelförmigen Segmenten. Ihre Beschaffenheit deutet darauf hin, dass es sich um ein handgefertigtes Einzelstück handelt.

Wozu diente diese Walze? Die Recherche führt nach Hohenheim bei Stuttgart. Dort gibt es seit 1818 eine „Landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt“, aus der die heutige Universität Hohenheim hervorgegangen ist. Sie pflegt weiterhin einen agrargeschichtlichen Schwerpunkt und betreibt das Deutsche Landwirtschaftsmuseum, in dessen Beständen sich das Modell einer „Hohenheimer Furchenwalze“ befindet – inklusive zweier Beschreibungen aus den Jahren 1945 und 1842.

Zum Einsatz kam die Walze beim Anbau von Pflanzen in Häufelreihen – z. B. von Kartoffeln, Lauch oder Zwiebeln. Durch das Anhäufeln wachsen die Pflanzen stabiler, die Wurzeln sind besser vor Licht und Witterung geschützt und können Wasser besser aufnehmen. Die Häufelreihen werden mithilfe eines Häufelpflugs ausgebildet, anschließend mit einem Spaten geglättet und angedrückt. Das konnte durch den Einsatz der Furchenwalze schneller und gleichmäßiger erfolgen.

Damit entsprach sie dem Forschungsziel der Anstalt, die landwirtschaftliche Arbeit effizienter und ertragreicher zu gestalten. Furchenwalzen kamen offenkundig bereits um 1820 auf den Versuchsäckern in Hohenheim zum Einsatz. Wie weit sie daraufhin verbreitet waren, kann nicht mehr nachvollzogen werden – weitere erhaltene Furchenwalzen sind uns nicht bekannt.

Ebenso wenig wissen wir, wer unser Exemplar wann und wo eingesetzt hat. Es ist auch nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, ob die Walze nach Hohenheimer Vorbild gefertigt wurde oder das Einzelstück eines erfinderischen Landwirts war. Der Vorbesitzer fand sie in Einzelteilen in einem Winkel seiner Scheune in Unterampfrach (Gde. Schnelldorf, Lkr. Ansbach, rund 100 Kilometer von Hohenheim entfernt), wo sie über viele Jahre hinter gelagertem Stroh verborgen geblieben war. Er setzte sie wieder zusammen und tauschte kleinere Teile aus, die inzwischen marode waren. Schließlich spendete er sie dem Freilandmuseum, das sich nun über eine agrargeschichtliche Seltenheit freuen darf!

 

Quelle: Furchenwalze von Hohenheim / Hohenheimer Modell. URL: https://agrargeschichte.museum-digital.de/object/3126 [letzter Aufruf: 14.11.2023].