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Holz oder Gas? Ein Sparherd mit doppelter Funktionsweise

Der Herd ist weiß. Er hat sechs Herdplatten. Zwei Herdplatten werden mit Gas betrieben. Vier Herdplatten werden mit Holz betrieben. Er hat auch ein Wasserschiff, in dem man Wasser kochen kann.

Sparherd der Firma Wamsler, der mit Gas und Holz betrieben werden kann. Inv.nr. 23/309, im Museum seit März 2023. Er stand in einer Dachgeschosswohnung in Schnackenhof (Röthenbach an der Pegnitz). (Foto: Frank Wittstadt)

Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war das Kochen eine anspruchsvolle Angelegenheit. An Induktionsherde oder Elektroherde mit Cerankochfeld und integrierter Dunstabzugshaube war noch nicht zu denken. Vielmehr waren mit Holz oder Kohle geschürte Herdvorrichtungen gang und gäbe. Hier war besonderes Feingefühl gefragt, um die richtige Temperatur für die einzelnen Speisen auf den Herdplatten und in der Backröhre zu erzielen.

Seit etwa dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gab es dann einen rasanten Entwicklungsschub: Erste Gas- und Elektroherde wurden entwickelt und zur Alltagstauglichkeit gebracht. Besonderes Augenmerk lag dabei auch auf eine Reduzierung des benötigten Heizmaterials, weshalb auch stets die maximale Ausnutzung der Wärmeleistung optimiert wurde.

Manche Küchenherde griffen gleich auf zwei Arten der Befeuerung zurück. Um ein eben solches „Kombigerät“ handelt es sich bei diesem Sparherd: Zusätzlich zum herkömmlich mit Holz geschürten Sparherd mit Backröhre und Wasserschiff gibt es die Möglichkeit, auf zwei Gasflammen zu kochen, die über Thermostate reguliert werden – aus heutiger Sicht eine echte Rarität.

Produziert wurde er von der Firma Wamsler, die seit 1875 in München transportable Küchenherde herstellt – und das bis heute. Zum Erfolg führte die Entwicklung des sogenannten „bayerischen Doppelzugs“, bei dem die Abgase unterhalb des Bratenrohres doppelt herumgeleitet werden.

In welchem Zeitraum und welcher Stückzahl jedoch Wamsler unseren Holz-Gas-Kombisparherd produzierte, kann nicht mehr genau gesagt werden. Er ist wohl in die 1950er Jahre einzuordnen und war wohl eher im städtischen Raum vorzufinden. Dass er bis mindestens 1968 in Benutzung war, beweist eine später angebrachte, kleine Plakette an der linken Seite der Zwei-Flammen-Gaskocher-Erweiterung – erst ab jenem Jahr erfolgte eine gemeinsame Normungsarbeit der DIN (Deutsche Industrienorm) und des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.) im Bereich gasbetriebener Geräte. Dass der Herd intensiv genutzt wurde, zeigen auch seine Abnutzungsspuren.