Zum Hauptinhalt springen

"Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…"

Eine Adventskranz-Geschichte

Porträt Johann Hinrich Wichern

Jacob Nöbbe, Porträt Johann Hinrich Wichern, um 1869, Rauhes Haus in Hamburg

Adventskranz mit vier weißen großen Kerzen und 24 kleinen roten Kerzen, sowie Tannenzweigen

So genannter Wichernkranz mit großen weißen Kerzen und kleinen roten, sowie mit Tannenzweigen geschmückt

Adventskranz mit roten Kerzen und roten Schleifen

Adventskranz im Museum Kirche in Franken

Der Adventskranz wird in vielen Familien täglich verwendet, kommenden Sonntag zünden wir bereits die dritte Kerze an. Doch woher kommt eigentlich dieser Brauch?

Die Geschichte des Adventskranzes beginnt im 19. Jahrhundert. In der Stadt Hamburg gab es viele Kinder und Jugendliche ohne Eltern, die zum Teil auch auf der Straße lebten. Sie konnten im „Rauhen Haus“ ein Obdach finden. Im Jahr 1839 kam der Leiter des „Rauhen Hauses“, der evangelische Theologe und Begründer der evangelischen Diakonie Johann Hinrich Wichern (1808-1881), auf eine Idee. Er wollte den Kindern zeigen wie lange sie noch bis Weihnachten warten müssen und hängte im Bet-Saal ein großes hölzernes Wagenrad auf. Darauf setzte er 4 große weiße Kerzen für die vier Sonntage im Advent und 19 kleine rote Kerzen für die Werktage zwischen dem 1. Advent und Heiligabend. Jeden Abend durfte eines der Kinder eine weitere Kerze anzünden, sodass am Tag vor Heiligabend der große Bet-Saal im Licht der vielen Kerzen erstrahlte. Etwa ab den 1860er Jahren schmückte Wichern das Wagenrad noch mit grünen Tannenzweigen. Die Zahl der Kerzen variierte je nach Werktagen im Kalender.

Der Adventskranz war geboren.

Dieser neue Brauch kam nicht nur gut bei den Kindern an, sondern auch in den Kirchen der Stadt Hamburg verbreitete sich die Idee ganz schnell. Später fand er seinen Weg auch in die Häuser der Familien. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Adventskranz fast ausschließlich in protestantischen Gebieten v. a. in Norddeutschland aufgestellt. Erst nach dem 2. Weltkrieg gewann er auch im Süden Deutschlands an Beliebtheit.

Der ursprüngliche Adventskranz sah also noch etwas anders aus als der, den wir heute kennen. Sog. Wichernkränze werden auch heute noch aufgehängt. Zum Beispiel im Hamburger Michel kann man solch einen Wichernkranz alle Jahre wieder bewundern. Wie kam es nun dazu, dass es heute zumeist nur noch vier Kerzen sind?

Das hatte wohl vor allem praktische Gründe. So ist er kleiner und handlicher und findet auch in einer Stube Platz. Heutzutage gibt es ihn mit den vier Kerzen in fast allen Teilen der Welt mit christlicher Bevölkerung.

Der Adventskranz ist ein schönes Beispiel für christliche Symbolik. Johann Hinrich Wichern hatte bei seiner „Erfindung“ wohl hauptsächlich die Kerzen als Symbol für das "Licht der Welt" im Sinn. Im Advent warten wir auf die Ankunft Christi, dem Licht der Welt, der mit seiner Auferstehung das Dunkel und den Tod besiegt hat. Mit jeder angezündeten Kerze wird es heller. Auch das Rad kann als christliches Symbol gedeutet werden. Es steht für den Erdkreis und die vier Himmelsrichtungen, aber auch für das ewige Leben. Und schließlich noch das Grün. Es steht für die Hoffnung und das Leben.

 

"... erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür!"

Wir wünschen den Leser*innen von MKFonScreen und allen, die dem Museum Kirche in Franken und dem Fränkischen Freilandmuseum verbunden sind, eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit voller Hoffnung für das nächste Jahr!