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Ölmühle von der Flederichsmühle

Mainfranken - Frankenhöhe

Die Ölmühle aus Königshofen im Spessart stammt von 1810. Das Gebäude mit den zwei unterschlächtigen

Wasserrädern diente als Mahl- und Ölmühle; außerdem waren eine enge Stube und Kammer in dem kleinen Gebäude untergebracht. Die technische Einrichtung besteht aus drei wesentlichen Teilen: dem Triebwerk, dem Kollergang und der Presse.


Eckdaten

Hausnummer:36
Ursprung:Flederichsmühle, Gemeinde Mömbris, Landkreis Aschaffenburg
Bauepoche:1810 (Jahrringdatierung)
Ausstellung:weitgehend Bauzeit
Konstruktionsmethode:zweigeschossiger Bau mit massivem Untergeschoss und Fachwerkobergeschoss, Satteldach mit Biberschwanz-Doppeldeckung
Abbau:1986
Aufbau:1988-1990
Baugruppe: Mainfranken - Frankenhöhe
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Besonderheiten

Von der Ölsaat zum Öl

Die technische Einrichtung einer Ölmühle besteht aus drei wesentlichen Teilen: dem Triebwerk, dem Kollergang und der Presse. Hauptteil des Antriebs ist wie bei jeder wasserbetriebenen Mühle das außenliegende Wasserrad. Von ihm aus führt ein Wellbaum ins Innere des Gebäudes, an dessen Ende ein vertikal laufendes großes Stirnrad sitzt. Dieses greift in ein weiteres vertikal laufendes Stirnrad, das die Bewegung auf einen zweiten Wellbaum überträgt, der die Stempel der Presse bedient. Am Ende dieses Wellbaums wird die Kraft mittels Kammrad auf eine senkrechte Welle übertragen, die wiederum über eine waagrechte Achse die beiden Steine des Kollergangs in Drehung versetzt.

 

Der Kollergang (von kollern = rollen) dient zum Quetschen und Zerkleinern der Ölsaat. Nach dem Mahlvorgang wird die zerquetschte ölhaltige Masse in zwei Arbeitsgängen gepresst. Der in Stoffsäcke gefüllte Samenbrei kommt in eine aus zwei Holzbrettern bestehende Pressmappe, die hochkant in den Presskörper der Keil oder Stempelpresse gestellt wird. Mit hölzernen Press- und Füllselkeilen wird der Zwischenraum ausgefüllt. Die schweren Stempel aus Buchholz, die beim Umdrehen des Wellbaums immer wieder in die Höhe gehoben werden, schlagen dann auf den Presskeil, der immer tiefer in den Presskörper gedrückt wird. Durch den Druck wird das Öl aus dem Samenbrei gequetscht. Übrig bleiben Ölkuchen, die aber noch so viel Öl enthalten, dass ein weiterer Pressvorgang sinnvoll ist. In Stücke gebrochen werden sie erneut unter die Steine des Kollergangs geworfen und vor dem nochmaligen Pressen erwärmt. Dadurch wird das Öl leichtflüssiger und somit ein besseres Auslaufen erreicht.


Beschreibung

Armer Müller

Am 6. Juli 1810 erhielt Johann Oster aus Königshofen im Kahlgrund den hochfürstlichen Konsens zur Errichtung einer Ölmühle. Damit beginnt die Geschichte der Flederichsmühle, deren Name auf die Flurbezeichnung »im Flederich« (= Sumpfgras) zurückgeht. Der kleine, zweigeschossige Fachwerkbau entspricht dem im Spessart verbreiteten Typ. Die offensichtliche Armut des Müllers wird an diesem Gebäude besondersgreifbar. Den Hauptteil des Raumes nehmen die Mühleinrichtungen ein, der Wohnraum beschränkt sich dagegen auf kaum 20 m²! Die beengten Verhältnisse legen den Verdacht nahe, dass es sich bei der Wohnung im Obergeschoss nur um die Mühlkammer oder »Mühlstube« des Müllers oder Mühlgesellen handelt. Archivalisch gibt es dafür aber keine Hinweise, der erste Kataster von 1850 spricht ausdrücklich von Wohnhaus mit Keller und Ölmühle.

 

Große Konkurrenz

Mitverantwortlich für die offensichtliche Armut war wohl das Erbrecht in dieser Gegend. Bis 1803 zum Erzbistum Mainz gehörend, herrschte hier die Realteilung vor. In jeder Generation wurden die Grundstücke unter den Kindern aufgeteilt, wurden die Fluren immer mehr zersplittert. 1850 gehörte zur Mühle nicht einmal mehr ein Tagwerk Grund. Außerdem versuchte der niedere Adel, der wahrscheinlich ebenfalls in bescheidenen Verhältnissen lebte, durch die Verleihung von immer mehr Mühlrechten seine Einkünfte zu verbessern. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zählt man 73 Mühlwerke an dem kleinen, 40 Kilometer langen Flüsschen Kahl, darunter 13 Ölmühlen – wohl zu viele, für ein ausreichendes Auskommen bei jedem einzelnen Betreiber. Vermutlich seit 1883, spätestens seit 1903 verfügte die Flederichsmühle dann neben einer Ölmühle zusätzlich über eine Getreidemühle, angetrieben von einem zweiten unterschlächtigen Wasserrad.

 

Im Museum

Zunächst wurde vom Museum lediglich die technische Mühleneinrichtung geborgen, ehe einige Jahre später das gesamte Gebäude übernommen werden konnte. Für den Wiederaufbau war der Zustand der Erbauungszeit maßgebend, ein späterer Anbau von ca. 1849/50 fehlte bereits zu großen Teilen und konnte mangels Hinweisen nicht mehr rekonstruiert werden. Im Vergleich zum ursprünglichen Standort musste das Gebäude außerdem um fast 180° gedreht werden: Das Flüsschen Kahl floss südlich an der Mühle von Ost nach West vorbei, die ins Museumsgelände verlegte Aisch fließt dagegen von West nach Ost. Die »neue« Wetterseite erhielt schließlich im Museum – ganz nach historischem Vorbild – eine schützende Verkleidung aus Biberschwanzziegeln. Im Innern wurde auf eine einheitliche Zeitstellung verzichtet: Während die kleine Stube mit ihrer erstaunlichen Farbigkeit noch auf die Bauzeit zurückgeht, richtet sich die spärliche Möblierung der Stube und Kammer nach Angaben der letzten Besitzer. So bildet die kleine und ärmliche Ölmühle im Museum gewissermaßen einen Gegenpol zur opulenten Mühle aus Unterschlauersbach (Nr. 55).


Bilder


Bilder vom Ursprung


Events

Deutscher Mühlentag

Alles dreht sich um „Wasser“ und ums Mühlrad: Die große Getreidemühle aus Unterschlauersbach und die…

  • Mo, 20 Mai 2024 | 09:00 - 18:00 Uhr
  • Feste und Sonderveranstaltungen
  • Ölmühle von der Flederichsmühle, Mühle aus Unterschlauersbach

Handwerkervorführung: Mühlbetrieb

Anlässlich des Deutschen Mühlentages ist die Ömühle aus der Gemeinde Mömbris heute ebenfalls in Betrieb.

  • Mo, 20 Mai 2024 | 11:00 - 17:00 Uhr
  • Vorführung
  • Mainfranken - Frankenhöhe
  • Ölmühle von der Flederichsmühle

Summary (English)

The Ölmühle (oil mill) from Königshofen near Aschaffenburg in the Spessart dates from 1810. The mill, with two undershot water wheels, utilised water power to make oil. The building includes a narrow kitchen and bedroom, but most of ist space is taken up by the milling equipment. Made almost entirely from wood, this technology is exemplary for other mills of its time and consits of three main components: transmission, edge mill and oil press. Demonstrations of the mill in use take place at specified times.


Zugänglichkeit

Insgesamt:Note: 1
  • Eingangsbreite: 81 cm
  • Eingangsschwelle: 13 cm + Steintreppe mit 11 Stufen mit Geländer
  • Breite Eingang Mühlraum Vorderseite: 83 cm, niedrige Steinschwelle
  • Eingang Mühlraum Rückseite: Steinstufe mit 22 cm, Breite Türe: 83 cm
  • Bodenbelag: EG Stampflehmboden bzw. flache Steinplatten, OG Holzboden
Fotoaufnahme des vorderen Eingangs zum Mühlraum der Ölmühle von der Fledrichsmühle am aktuellen Standort. Vor der Türschwelle liegt eine Rampe aus Holz, der Boden im Inneren besteht aus flachen Steinplatten. Neben der Tür blühen Wildblumen.
Fotoaufnahme des hinteren Eingangs zum Mühlraum der Ölmühle von der Fledrichsmühle am aktuellen Standort. Links und rechts neben der Tür wächst u.a. Klee und Gras. Im Inneren des Raums lehnt ein Mühlstein an der Wand, darüber wird an einer Tafel der Mühlgang erklärt.

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